
Pünktlich zum Start der neuen Bundesligasaison wartet der deutsche Fußball mit einer Überraschung auf. Denn wenn die Dominanz des FC Bayern München in der höchsten deutschen Spielklasse den einen oder anderen langweilt, will wenigstens die Berichterstattung über den Fußball neue und vor allem wirklich virtuelle Akzente setzen.
Die BILD-Gruppe bindet seit kurzem 10- bis 30-sekündige Videoclips in jede Ausgabe von BILD, Fußball BILD, B.Z., BILD am Sonntag, B.Z. am Sonntag und Sport BILD ein. Gezeigt werden soll dabei exklusiver Bewegtbild-Content aus aktuellen Spielen wie auch die Videos aus historischen Fußballmomenten der letzten 50 Jahre. Dafür öffnet die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Kooperationspartner der Bild-Gruppe ihren umfangeichen Fundus – das „Deutsche Fußball Archiv", das laut DFL-Angaben über 140.000 Stunden Bewegtbild bietet. In Zusammenarbeit mit dem Livesport-Streamingdienst DAZN können Fußball- und BILD-Fans dann täglich nicht nur bunte Buchstaben, sondern ebenso bunte Bilder in Bewegung sehen.
Jeden Montag werden zudem ausgesuchte Szenen aus dem vergangenen Spielwochenende der Bundesliga gezeigt. Die Verbindung von Print und Video über Augmented-Reality-Features, die interessierte Leser über die jeweiligen kostenlosen BILD-Apps für iOS und Android konsumieren können, soll sich künftig und je nach Akzeptanz der AR-Erweiterung der gedruckten BILD-Ausgaben, auch auf andere Bereiche und damit wahrscheinlich auch auf neue Kooperationen erweitern. Sollte es zu neuen AR-Angeboten der Bild-Gruppe kommen, wird man sicher auch bei diesen darauf achten, dass die in den Zeitungen „versteckten“ Videos nur Lesern der jeweiligen Zeitungen vorbehalten sind, d.h. wirklich nur mit dem Kauf der gedruckten Zeitung und mithilfe der entsprechenden App gesehen werden können.
Mit dem Versuch, gedruckte Zeitungen und Zeitschriften ins Digitale zu übertragen, war die BILD-Gruppe bisher sehr erfolgreich. Mit über 400.000 zahlende Abonnenten, die monatlich im Schnitt 13 Euro für den Online-Zugang zu BILD-Inhalten ausgeben, konnte sich die Digital-Strategie von BILD-Chef Mathias Döpfner bisher in barer Münze messen und sehen lassen. Höchste Zeit wohl, denn 2017 verkaufte die BILD „nur noch“ 1,7 Millionen Exemplare täglich. Dennoch sank die Zahl der verkauften BILD-Ausgaben in den letzten 15 Jahren um die Hälfte.
Insofern scheint die Zeit reif, dass die Kommunion zwischen Printerzeugnissen, Webangeboten und letztlich auch per App erlebbarer Augmented-Reality-Features endlich konsequent zelebriert wird. Auch wenn laut Angaben des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) 55,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung täglich zur gedruckten Zeitung greift, steigt parallel dazu die Nutzung digitaler Angebote. Fast 80 Prozent der 16- bis 29-Jährigen lesen ihre Zeitung am liebsten online bzw. mobil.
Digitale Zeitungen erreichen täglich über 13 Millionen Menschen bzw. durchschnittlich über 60 Prozent der Bevölkerung im Monat. Nur – und das wissen viele Verlage aus schmerzhafter Erfahrung – geht die zunehmende Digitalisierung der Inhalte zwar scheinbar einher mit einem Rückgang beim Verkauf der Prinzerzeugnisse, dafür aber seltener auch mit einem Anstieg zahlender Online-Abonnenten oder Einnahmen.
Der Vorstoß der BILD-Gruppe, exklusive Augmented-Reality-Features ausschließlich für Käufer gedruckter BILD-Ausgaben zugänglich zu machen, zielt insofern zwar vornehmlich auf die Verkaufszahlen gedruckter Exemplare, auch, weil man kein Abonnent der Online-Angebote von BILD sein muss, schafft aber dennoch eine App-gesteuerte und damit mobile Verbindung zwischen Print und Digital. Zudem lassen sich User der App eben auch über diese Anwendung gezielter werblich ansprechen. Zudem geben gewonnene Daten tiefere Einblicke in das Verhalten der Nutzer. Der durch die AR-Videos gelieferte Mehrwert ist zudem viel handlicher und leichter zu konsumieren als die traditionelle Wochenendebeilage vieler Tageszeitungen.
Autor: MB
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