
Kaum, dass wir die unzähligen Jahresrückblicke auf 2018 endlich hinter uns haben, geht es quasi übergangslos weiter in Richtung Prognosen für das noch junge laufende 2019. Schließlich steht ja auch dieses Jahr wieder medial viel an. Was und wo genau es stattfinden wird, wissen nicht zuletzt die Medienprofis. 200 davon hat das Reuters Institute for the Study of Journalism befragt. Wissen wollte man von den Herausgebern, CEOs und anderen digitalen Führungskräften, wie sie was für das laufende Jahr planen – also Platzierungen, Prioritäten, Einnahmen und Aufmerksamkeit.
Die Antworten darauf finden sich in den Journalism, Media, and Technology Trends and Predictions 2019. Um den Spoiler gleich an prominenter Stelle zu platzieren: Es wird nicht einfach, es wird anders und einiges bleibt beim Alten.
Im finanziellen Fadenkreuz der digitalen Leader stehen dieses Jahr vor allem Abo-Modelle und andere Formen der monetären Beteiligung der Leser. 52 Prozent der Befragten gaben nämlich an, dass sie Bezahlmodelle als einen der Schwerpunkte für das mediale Jahr 2019 sehen. Mit 27 Prozent sind es etwas mehr als ein Viertel der Medienfach- und Führungskräfte, die die Display Werbung im Fokus des Nachrichtenbusiness sehen. 8 Prozent schließlich setzen auf Native Advertising und 7 Prozent auf Spenden. Will heißen: Publisher wollen im laufenden Jahr dem Mantra, dass guter Journalismus eben auch gutes Geld kostet und wert ist, noch mehr Widerhall verschaffen. Ob die Töne des digitalen Klingelbeutels bis in die Ohren vieler Leser drängen, bleibt indes abzuwarten. Fest steht: 2019 wird auch für Nutzer ein spannender Spießroutenlauf zwischen Paywalls, die sie von hochwertigen News abschneiden und der Frage, wie man als Konsumente damit umgeht. Sucht man sich neue Wege, um an Nachrichten heranzukommen? Nutzt man eine Paywall-Blocking-Software oder geht man dem Ganzen aus dem Weg, indem man sich den klassischen Medien wie TV oder Radio zuwendet und sich dort seine tägliche News-Dosis holt?
Weniger wichtig werden den Medienprofis zufolge Social Plattformen – vor allem Facebook. Gründe hierfür gibt es viele: Immer weniger Traffic für News-Seiten aufgrund der Umstellung des Facebook-Algorithmus auf eher private Posts, der anhaltende und nicht immer erfolgreiche Kampf der Social Media gegen Desinformationen, Bots und Propaganda, das wachsende Bewusstsein der User für mehr Offline-Zeit oder auch der Shift hin zu den Dark Social, also beispielsweise in WhatsApp-Chats und anderen geschlossene Community-Gruppen. Da diese noch schwer zu penetrieren sind, könnten sich Publisher anderen Netzwerken zuwenden. Ein möglicher Gewinner: Apple News. Einige Herausgeber konnten sich letztes Jahr über dreistellige View-Zuwachsraten dank Apples Nachrichtenseite freuen. Dennoch ist und bleibt auch bei den News das Problem, dass der Großteil dieses generierten Traffics immer im Apple-Ökosystem hängen bleibt. Trotz allem aber schließt Apple News zu Facebook auf, wobei Facebook am Ende ja noch den Familien-Joker ziehen und WhatsApp wie auch Instagram ins News-Boot holen kann. Der Dominanz von Google (inklusive YouTube) tut dies aber keinen Abbruch.
Ein weiteres „Big Thing To Come“ wird sich den Medienmachern zufolge seinen Weg über die Gehörgänge bahnen. So sind zwei Drittel der Befragten davon überzeugt, dass Audioformate – allen voran Podcasts – einen größeren Anteil am Content-Mix einnehmen wird. Und 78 Prozent glauben, dass smarte Sprachassistenten wie Amazons Alexa, Googles Assistant oder auch Apples Siri die Art und Weise verändern werden, wie Nutzer mediale Angebote künftig entdecken und konsumieren werden.
Der Markt dafür wie auch für Voice Search wächst weiter und gewaltig. Reuters zufolge besitzen alleine in den USA 40 Millionen Menschen einen Smartspeaker, in Großbritannien sind es immerhin schon 7 Millionen Geräte.
Dennoch wird der Enthusiasmus hier und da noch getrübt. Denn ungeachtet der wachsenden Popularität und Verbreitung, sind die intelligenten Sprachassistenten noch lange nicht als Nachrichtensprecher im Bewusstsein der Nutzer angekommen. Nur 1 Prozent von ihnen betrachtet nämlich die Möglichkeit, Nachrichten über Smartspeaker zu hören, als deren wichtigstes Feature. Für 64 Prozent besteht die wertvollste Funktion von Alexa, Siri und Co. darin, dass sie Musik abspielen können und 7 Prozent finden das Wetter am wichtigsten. Andererseits sind meteorologische Phänomene ja auch immer eine Nachricht wert.
Natürlich, und zwar mindestens noch drei Trends, die nicht nur laut der Reuters-Umfrage die Zukunft der Medienbranche beeinflussen, sondern sogar formen werden. Dazu gehört neben Künstlicher Intelligenz – also VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) und den damit verbundenen Möglichkeiten, 360°-Videos oder auch 3D-Inhalte anzubieten – auch die Blockchain. Diese Technologie könnte künftig beispielsweise noch stärker dafür eingesetzt werden, um Micropayments zu vereinfachen oder auch, um Qualitätsjournalismus zu monetarisieren.
Weitere technologische Neuerungen, die sicher einen mehr oder minder starken Einfluss auf die Medienbranche haben werden, finden sich in den von Herstellern wie Xiaomi, Huawei und auch Samsung angekündigten und bereits auch entwickelten faltbaren Smartphones (foldable smartphones).
(Quelle: abacus news)
Manche dieser faltbaren Wundergeräte sind sogar mit 5G-Chipsätzen ausgestattet. Und beim Stichwort 5G-Netze sind wir auch schon am Ende der Trendshow. Die Technologie für noch schnelleren Datenaustausch schließlich würde natürlich auch für die Medienbranche neue Chancen bieten, also ein schnelleres Surfen, das problemlose Streamen von HD-Videos und auch das gleichzeitige Verbinden gleich mehrerer Endgeräte. Denn mit dem neuen Mobilfunkstandard könnten auch stationäre Endgeräte mit dem Smartphone oder anderen intelligenten Devices problemlos und in Echtzeit in Kontakt treten.
Autor: MB
(Quelle aller anderen Abbildungen: Reuters Institute for the Study of Journalism - Journalism, Media, and Technology Trends and Predictions 2019).
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