Arri-Kino in München: Schöner als je zuvor!

Es ist ohne Zweifel eines der schönsten und traditionsreichsten Kinos in München – und dennoch kennen es viele heutige Filmfans noch gar nicht: das Arri-Kino in der Türkenstraße in der Maxvorstadt, dem Universitätsviertel in München-Schwabing. Das Stadtteilkino gleich hinter der Akademie der Bildenden Künste München, vor knapp einem Jahr als modern restauriertes Luxuskino wiedereröffnet, blickt auf eine wilde Vergangenheit zurück – ein wertvolles Stück Kinokultur, das Betreiber Hans-Joachim Flebbe mit der neu ausgerichteten Astor Film Lounge im Arri für die Zukunft erhalten will.

Traditionskino mit neuester Technik

Ältere Münchner Filmfans erinnern sich: Ende 1958 eröffnete auf dem Arri-Gelände, auf dem die inzwischen über 100-jährige Filmtechnikfirma Arri ihren Sitz hat, ein Kino mit 480 Plätzen. In den 60er Jahren wurde das Arri unter anderem für seine Nachtvorstellungen von Trash-Filmen bekannt. Der sogenannte Neue Deutsche Film mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog oder Edgar Reitz fand hier seine Heimat – die Filmemacher zeigten in direkter Vereinbarung mit dem Kino, also ohne Einfluss von Verleihfirmen, ihre Werke.

Das Arri war übrigens 1978 das erste Kino in Deutschland mit einem Dolby Stereo-Soundsystem. Ponkie, die legendäre Filmkritikerin der Münchner Abendzeitung, schrieb schon vor vielen Jahren über das Arri: „Als perfektes Premierenkino für höchste Großstadtansprüche befriedigt das Neue Arri alle Kinotriebe – so etwas von Sitzgefühl (mit Schlafkomfort) in Verbindung mit erlesener Bild- und Tonqualität – so etwas findet man selten.“

Befriedigung aller Kinotriebe? Das gilt im Arri heute mehr denn je. Im Zuge der grundlegenden Renovierung wurde das Kino auf drei Säle vergrößert. Komfort und Service der Astor-Kinos sind ohnehin über alles erhaben – so nun auch in der Astor Film Lounge im Arri. Auch stattete Flebbe das Kino mit neuester Technik aus. Im großen Saal „Astor“ beispielsweise werden die Filme mit High Frame Rate projiziert, was ein ganz neues digitales Bilderlebnis bietet – als Projektor kommt ein Barco DP4K-45L Flagship Laser zum Einsatz.

Für den gigantischen Sound sorgt das innovative Dolby Atmos-System – mit einem bei entsprechenden Filmszenen tatsächlich körperlich fühlbarem Ton. Und die Bezeichnung Lichtspielhaus erfährt in diesem Saal eine neue Interpretation: Schon vor Beginn des Films – bevor sich der Vorhang öffnet und die riesige Leinwand mit einer maximalen Bildgröße von 8,40 auf 20,20 Meter freigibt – erleben die Arri-Besucher beeindruckende Lichtinszenierungen.

Arri-Konzept spricht auch neue Zielgruppen an

Was aber erinnert im heutigen Arri an „an den Glanz der Blütezeit der Kinos“, wie die Website des Kinobetreibers verspricht? Als Hans-Joachim Flebbe mit den Planungen begann, stand für ihn von Anfang an fest, dass er die Geschichte der Marke Arri aufgreifen und in die Gestaltung des Kinos würde einfließen lassen. So kann der Besucher im Kinofoyer einen Blick auf die technischen Meilensteine und die Entwicklung der Weltmarke Arri werfen. Natürlich war und ist es dem Kinopionier genauso wichtig, möglichst vielen Stammgästen des alten Arri-Kinos „ihr“ Kino zurückzugeben – mit einem ausgewogenen Filmprogramm sowie einem exklusiven Interieur und Design, das an traditionelle Theater und Lichtspielhäuser erinnern und dem Film den Rahmen geben soll, den er verdient. Die wachsende Zahl an Stammgästen sei der beste Beweis, dass das Kino perfekt in die Maxvorstadt passe, so Flebbe.

Durch die Neuausrichtung spricht die Astor Film Lounge im Arri auch neue Zielgruppen an. Die zwei zusätzlichen Kinosäle erlauben es heute, mehr Filme anzubieten und das Programm dadurch insgesamt deutlich vielfältiger zu gestalten – etwa mit Blockbustern wie „ES – Kapitel 2“ oder „König der Löwen“.

Verstärkt auch jüngeres Publikum im Arri

Somit spricht das neue Arri nicht mehr nur ausgesprochene Filmliebhaber mit gehobenem Anspruch an, sondern auch ein Publikum, das sonst vielleicht eher in Multiplex-Kinos geht – ein ähnlicher Besuchermix wie beispielsweise in Hamburg, wo Flebbe im November 2018 eine Astor Film Lounge in der HafenCity eröffnet hat, mit ebenfalls drei Sälen und einem vergleichbaren Filmangebot.

Das Kinounternehmen beobachtet zudem, dass inzwischen verstärkt auch jüngeres Publikum den Mehrwert des Astor-Konzepts schätzt – ein Trend, von dem auch das Arri in München profitiert. Dennoch, verspricht der Betreiber, werde man immer dem ursprünglichen Ansatz treu bleiben und tendenziell dem anspruchsvollen Mainstream den Vortritt lassen und kein Popcornkino werden. Fest steht: Auch wenn es früher im Arri vielleicht wilder zugegangen ist – schöner ist das Kino heute mit Sicherheit!