Behind the Scenes: Aurora Hummer

Was macht eigentlich ein Make-up & Hair Artist beim Film? Aurora Hummer, gefragte Maskenbildnerin bei unzähligen Filmen (aktuell unter anderem: „Sauerkrautkoma“, „Harri Pinter, Drecksau“, „Grießnockerlaffäre“), bei Werbefilmproduktionen, Fotoshootings und am Theater, verrät es uns. Die erfahrene Make-up-Expertin hat mit vielen renommierten Regisseuren wie Oliver Hirschbiegel, Franz Novotny oder Ed Herzog gearbeitet. Auch beim OSCAR®-prämierten „Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky hat sie „behind the scenes“ im Make-up Department mitgewirkt.

Aurora, was sind heute – in Zeiten digitaler Filmproduktion und unglaublich verbesserter Bildqualität und Bildschärfe – die besonderen Herausforderungen für Maskenbildner?

Aurora Hummer: Die erste Herausforderung war die komplette Umstellung des Schminkmaterials auf HD-taugliche Produkte, weil herkömmliche Make-up-Produkte aufgrund der zu groben Pigmente in Kombination mit der neuen, hohen Bildschärfe nicht mehr verwendet werden konnten. Aktuelle Herausforderungen sind die veränderten Farben nach dem Colorgrading. Da kann man nur hoffen, dass Wunden und Blut, oder im banalen Fall einfach nur Lippenstift, noch die gleichen Farben haben. Hier ist es hilfreich mit dem Kamera-Department in gutem Kontakt zu stehen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Sauber arbeiten mussten wir immer, aber die jetzige Schärfe verzeiht leider nicht einmal den kleinsten Fehler.

Maskenbildner sind ja nicht nur fürs Frisieren oder Schminken bei Film, Theater, Oper oder Fernsehen zuständig, sondern müssen gelegentlich Darsteller in völlig andere Gestalten verwandeln. Was war mit Blick auf „Verwandlung“ deine bisher schwierigste und aufwändigste Arbeit?

Aurora Hummer: In der Maske findet ja immer eine Veränderung statt, sei es auch nur eine kleine, unauffällige, die dem Schauspieler aber meist schon hilft in seine Rolle „zu schlüpfen“. Aber ich hatte mal eine Schauspielerin, die sich in einem Film langsam und kaum sichtbar, mehr und mehr in ein katzenartiges Wesen verwandeln musste. Es waren viele kleine Schritte notwendig, und da wir ja selten chronologisch drehen, war es ein dauerndes Hin und Her von Augen-Make-up, Wimpernsetzung, künstlichen Zähnen, Länge und Form der Nägel… Obwohl im Vorfeld besprochen wurde, dass dieses Hin- und Herspringen zwischen den unterschiedlichen Phasen seine Zeit braucht, ist es leider oft so, dass dann aber doch alle am Set ungeduldig warten und man um seine vorher „verhandelte“ und auch notwendige Zeit schwer kämpfen muss, da unsere Arbeit für viele nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Hat man als Maskenbildner Vorbilder?

Aurora Hummer: Natürlich gibt es berühmte Namen aus Hollywood oder auch preisgekrönte Kollegen aus unseren Breitengraden. Ich denke aber, es ist eher ein gegenseitiges Geben und Nehmen, und zum Glück kenne ich in der Branche mehr gütige Hilfsbereitschaft als Missgunst – schließlich wollen wir alle mit Leidenschaft das beste Ergebnis erreichen. Manchmal kann man sich auch ein Beispiel nehmen, wie jemand zum Beispiel Ruhe und Gelassenheit in brenzligen Situationen ausstrahlt oder die kleine zündende Idee zu einer Figur hat, die einem selbst grad nicht in den Sinn gekommen ist.

Man kann sich vorstellen, dass es als Maskenbildner mitunter viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den zum Teil prominenten Schauspielern braucht. Gibt es da vielleicht ein lustiges oder skurriles Erlebnis, das du uns erzählen kannst?

Aurora Hummer: Nur so viel: Natürlich kommt es manchmal, zum Glück selten, vor, dass die Chemie aus, welchen Gründen auch immer, nicht stimmt. Wir haben sicher alle schon beruhigende ätherische Öle im Maskenmobil versprüht, um die Krallen einer großen Diva in Zaum zu halten, oder viel Fingerspitzengefühl gebraucht, wenn sich Schauspieler privat nicht so gut miteinander vertragen und diese Emotionen mit in die Maske bringen. Aber natürlich ist man sehr nah an den Schauspielern. Das ist etwas sehr Wertvolles, das man nicht aufs Spiel setzen sollte. Insofern bleiben Geheimnisse im Nähkästchen.