History of Cinema: Das Kino im Aufbruch

Kino ist das älteste Bewegtbildmedium der Welt und kann auf eine über 120-jährige Geschichte zurückblicken. In der Reihe „History of Cinema“ beschäftigen wir uns mit dem Thema und betrachten das Kino im Wandel der Zeit. Im letzten Teil ging es um die Einführung des Fernsehens in den 1950er Jahren, das dem Kino massive Konkurrenz bereitete. In diesem Teil beschäftigen wir uns mit den 1960er und 70er Jahren.

Das Kino in Aufbruchsstimmung

Die 1960er und 70er Jahre waren geprägt von einer kulturellen und politischen Aufbruchsstimmung: Die Kubakrise, Rassenunruhen in den USA, der Vietnamkrieg und das Woodstock-Festival leiteten einen gesellschaftlichen Wertewandel ein. Das versetzte auch das Kino in Aufbruch und führte zu diversen Filmkunstbewegungen, sogenannten „Neuen Wellen“. Es entstand eine neue Generation von Filmemachern, die das Ansehen des Kinos als eigenständige Kunstform stärken wollten. Früher waren Filmemacher meist Autodidakten, die sich ihr Handwerk selber beibrachten. Die neue Generation hatte ihr Handwerk gelernt an nationalen Filmakademien, die neu entstanden sind. Der Aufbruch der jungen Autorenfilmer war eine ästhetisch folgenreiche Bewegung: Fortan wurden gesellschaftliche Themen in Filmen aufgegriffen, es wurde oft mit Laien gedreht, ohne Stativ, teilweise ohne richtiges Drehbuch, damit Filme einen natürlichen „Look“ erhielten.

„Sad Sixties“ in Hollywood

Das Hollywood-Kino hatte in den 1960er Jahren seine unbedeutendste Phase, weshalb man auch von den „Sad Sixties“ spricht. Mitte der 1970er Jahre gewann es dann wieder an Bedeutung, weil es die Impulse und Innovationen der Filmkunstbewegungen aufgriff. Man erkannte nun auch, dass man auf dem Erfolg von Filmen aufbauen konnte, indem man Fortsetzungen drehte. So entstehen u.a. die James Bond- und Karl May-Filme. Kennzeichnend für das Kino der 1960er und 70er Jahre war auch die Aufweichung der klassischen Genres. Streng eingehaltene Genrefilme lockten einfach zu wenig Publikum ins Kino, weshalb man versuchte durch Genreaufweichung und -mischung ein breiteres Publikum anzusprechen. Künftig wurden Filme produziert, die sowohl Männer als auch Frauen, junge und alte Menschen sowie Leute aus verschiedenen Kulturkreisen ansprachen. So entstanden z.B. Western-Komödien, wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1971) mit Bud Spencer und Terrence Hill, oder Grusel-Komödien, wie „Tanz der Vampire“ (1967). Auch populär wurden Genreparodien, wie z.B. „Rocky Horror Picture Show“ (1974).

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Der Farbfilm setzt sich durch

In den 1960er Jahren fand auch die vollständige Umstellung auf Farbfilme statt. Farbfilmversuche gab es so lange wie Filme selbst. Zu Beginn der Filmgeschichte wurden einige Filme bereits sehr aufwändig nachträglich koloriert. In den 1930er Jahren wurden das Technicolor-Verfahren entwickelt, mit dem Filme bereits in Farbe gedreht werden konnten. Dieses Verfahren war allerdings noch sehr aufwändig und kostspielig, sodass es nur für ausgewählte Filme angewandt wurde. Erst als das Eastman-Color-Verfahren von Kodak entwickelte wurde, setzte sich der Farbfilm endgültig durch.

In den 1930er Jahren wurden in den USA strenge Richtlinien zur Darstellung von insbesondere Kriminalität und sexuellen Inhalten im Film eingeführt, um das Image Hollywoods zu verbessern und eine staatliche Zensur zu umgehen. Dieses strenge Zensursystem wurde 1967 abgeschafft und durch ein Bewertungssystem ersetzt, ähnlich wie die FSK in Deutschland. In Folge der Abschaffung dieser strengen Richtlinien liberalisierte sich das Hollywoodkino und entwickelte sich von der Traum- zur Alptraumfabrik: Darstellung von Gewalt und sexueller Emanzipation löste die Darstellung des amerikanischen Traums ab: Das „New Hollywood“-Kino entsteht.

Die Ära der großen Regisseure bricht an

Die 1970er sind auch das Jahrzehnt der großen Blockbuster: Es bricht die Ära der großen Regisseure an. Steven Spielberg, George Lucas und Francis Ford Coppola dominieren das Kino mit ihren großen Blockbustern: „Der weiße Hai“ (Spielberg, 1974), „Der Pate“ (Coppola, 1972), „Krieg der Sterne“ (Lucas, 1977). Bei der Filmproduktion werden neue Dimensionen erreicht, was die Produktionskosten, aber auch die Erlöse betrifft.

Ebenfalls in den 70er Jahren entstehen die sogenannte „Schachtelkinos“. Bisher hatten Kinos oftmals nur einen, dafür aber sehr großen Saal mit sehr vielen Sitzplätzen, wodurch nur ein Film gezeigt werden konnte. Diese Filmpaläste wurden umgebaut zu Kinos mit drei bis sechs kleineren Sälen, um dadurch die einzelnen Säle besser auszulasten und mit einem vergrößerten Filmangebot die Einnahmen weiter zu erhöhen.

In den 1980er und 90er Jahren sah sich das Kino dann einer ähnlichen Bedrohung ausgesetzt, wie zur Einführung des Fernsehers: Das Informationszeitalter bricht an und das Kino muss sich vor dem Videorekorder und dem Internet behaupten. Welche Folgen diese Entwicklung für das Kino hatte, das klären wir im nächsten Teil von „History of Cinema“.