History of Cinema: Der Aufstieg des Fernsehens

In der Reihe „History of Cinema“ beschäftigen wir uns mit der Entwicklung des ältesten Bewegtbildmediums der Welt: dem Kino. Im letzten Teil ging es um die Einführung und Durchsetzung des Tonfilms in den 1930er Jahren. Nun widmen wir uns der Einführung des Fernsehens, das dem Kino massive Konkurrenz bereitet hat.

Trümmer vs. Idylle im deutschen Kino

In Deutschland gab es nach dem zweiten Weltkrieg eine einjährige Filmpause, in der ausschließlich alte Produktionen gezeigt wurden. Erst 1946 wurde die deutsche Filmproduktion wieder aufgenommen. Nach dieser Pause entwickelten sich in Deutschland zwei neue Genres: Zum einen der Trümmerfilm, der in den Trümmern der deutschen Städte gedreht wurde und sich mit dem Krieg auseinandersetzte. Zum anderen der Heimatfilm, der das genaue Gegenteil war: Schauplatz der Handlung war eine stets friedlich und idyllisch wirkende Landschaft (oft der Schwarzwald oder die Heide), die dem Zuschauer ein Gefühl von Geborgenheit und Ruhe vermitteln sollte. Oft ging es dabei um sehr oberflächliche Themen, wie z.B. Liebesgeschichten.

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In Amerika vollzog sich eine andere Entwicklung: Mitte der 40er Jahre boomte das Kino. Über 50 Prozent der amerikanischen Bevölkerung ging mindestens ein Mal pro Woche ins Kino. Deshalb überschwemmte Hollywood den globalen Markt geradezu mit Filmen. Nach dem Krieg kam es dann zum Einbruch und die Kinos verzeichneten einen drastischen Publikumsrückgang. Zudem musste nach einem Urteil des obersten Gerichts das Studiosystem aufgelöst werden.

Es war fortan kartellrechtlich untersagt, dass Filmproduktion, Verleih und Vorführung aus einer Hand kam, weshalb sich die Studios von ihren Kinoketten trennen mussten. Das bedeutete das Ende des klassischen Studiosystems in Hollywood. Für unabhängige Autoren und Regisseure eröffnete dies aber neue Möglichkeiten: Sie hatten nun endlich eine  Chance auf dem Markt und konnten ihre Filme unter fairen Bedingungen vermarkten. Das führte dazu, dass der Beruf des Regisseurs an Profil gewann und als der eigentliche Künstler des Films entdeckt wurde.

Einer der bedeutendsten Filme der 1940er Jahre war „Citizen Kane“ (1941) von Regisseur Orson Welles. Er durchbrach als erster Film überhaupt die lineare Erzählstruktur des Films, indem er mit Rückblenden arbeitete und damit zwischen den Zeiten sprang. Bis dahin wurde Filme ausschließlich in chronologischer Ordnung erzählt.

Das Fernsehen wird zum Massenmedium

Die 1950er Jahre bedeuteten einen großen Umbruch, denn das Fernsehen stieg zum Massenmedium auf und bereitete dem Kino starke Konkurrenz. Das Kino war bisher auch ein Ort, um sich über die aktuelle Nachrichtenlage zu informieren. Diese Funktion übernahm nun das Fernsehen. Das Kino war ohnehin schon angeschlagen und rutschte in seine bisher größte Krise. Von 1947 bis 1957 verlor das amerikanische Kino ca. 75 Prozent seiner Zuschauer. Fortan war es primär das junge Publikum, das noch gerne ins Kino ging.

Die Jugend war unternehmungslustiger und hielt sich öfter in den Städten auf. Statt zuhause vor dem Fernseher zu sitzen gingen sie noch immer lieber ins Kino. Dementsprechend wurde auch das Filmangebot auf das Publikum angepasst. Ende der 1950er Jahre sind zwei Drittel der Zuschauer zwischen 16 und 24 Jahre alt. Die 1950er waren auch der Beginn der Popkultur und das Zeitalter des Rock´n´Roll. Die Popkultur war geprägt von Rebellion, Freiheit und galt als „Synonym einer andauernden Aufbruchsstimmung“. Die Ikonen, die dieses neue Lebensgefühl verkörperten waren James Dean, Marlon Brando und vor allem auch Elvis Presley.

Elvis hat in über 30 Kinofilmen mitgespielt. Dabei war er weniger Schauspieler, als dass er sich einfach selber spielte. Die Jugend strömte ins Kino, um Elvis Presley auf der großen Leinwand singen zu sehen.

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Mit dem Aufstieg des Fernsehens wurde das Kino vom alltäglichen zum außergewöhnlichen Freizeitvergnügen. Damit einher ging auch ein gesteigerter Anspruch an das Kinoprogramm. Um die Leute auch weiterhin ins Kino zu locken, mussten Maßnahmen ergriffen werden: Es wurden fortan deutlich weniger Filme produziert, dafür aber mehr Wert auf die Qualität gesetzt.

Ein gutes Drehbuch hatte nun größere Bedeutung und vor allem war ein großes Aufgebot an Stars wichtig, die die Besucher ins Kino locken sollten. Film-Promotion war bis zu dem Zeitpunkt kein großes Thema; die Menschen gingen ohnehin ins Kino. Nun mussten Filme viel stärker und gezielter beworben werben, um gute Zuschauerzahlen zu erreichen.

Ein weiterer Versuch das Kino wieder beliebter zu machen waren Technische Innovationen. Mit der Qualitätsverbesserung des Kinofilms erhoffte man sich, das Kino noch stärker vom Fernsehen abgrenzen zu können. Die Weiterentwicklung des Farbfilms wurde vorangetrieben und die Tonqualität deutlich verbessert. 1952 wurde das Cinemascope-Verfahren eingeführt – das Breitwandkino. Insbesondere durch die breite Leinwand sollte sich das Kino vom Fernsehen abheben.

Der Ausschnitt des Fernsehbildes war recht klein, das Cinemascope-Bild hingegen bot dem Zuschauer ein völlig neues Bilderlebnis. Alles in allem wurde die Qualität der Kinofilme deutlich besser. Kurze Modeerscheinungen, wie duftende Filme und 3D-Kino setzten sich allerdings nicht durch.