Blickwinkel

Superhelden und andere Storys: Kino kann alles!

Kinowerbung

Kino ist traditionell das Medium, in dem große Geschichten stattfinden. „Groß“ bedeutet seit einigen Jahren zunehmend: Filmstoffe, die von Superhelden erzählen. Was bedeutet diese Entwicklung – das inflationäre Auftreten von Superhelden – für das cineastische Storytelling? Aus wirtschaftlicher Sicht ist dieses besucherstarke Genre definitiv ein Segen für das Entertainment-Medium Kino. Millionen Filmfans lieben die Superhelden-Action auf großer Leinwand und in gigantischem Sound. Geht der Superhelden-Boom also endlos weiter? Fest steht: Kino wird auch in Zukunft Filmstoffe für alle cineastischen Vorlieben bieten.

Ein Blick auf das Marvel-Universum verdeutlicht die Größenordnung des Genres: Mehr als 20 Superhelden-Blockbuster aus den Marvel-Studios haben allein in den letzten Jahren die Kassen klingeln lassen, darunter 2019 mit „Avengers: The Endgame“ der weltweit erfolgreichste Kinofilm aller Zeiten – und ein Ende ist nicht in Sicht: Ende April 2020 startet mit „Black Widow“ ein weiterer Marvel-Superhelden-Film.

Superhelden-Fans gegen Superhelden-Hater

Unter namhaften Filmemachern selbst ist allerdings eine höchst lebhafte Diskussion in Gange, wie das seit Jahren andauernde massenhafte Auftreten von Superhelden auf den Kinoleinwänden zu bewerten ist. Regisseur Martin Scorsese, 2007 für „Departed – Unter Feinden“ mit einem Oscar ausgezeichnet und aktuell mit „The Irishman“ in den Kinos und auf Netflix vertreten, sagte in einem Interview mit der Filmzeitschrift Empire, dass er durchaus versucht habe, derartige Filme anzuschauen, aber das sei eben kein Kino. Vielmehr erinnerten ihn diese Produktionen an „Freizeitparks“. Die Filme seien zwar gut gemacht, aber seien „nicht das Kino, in dem menschliche Wesen anderen Menschen emotionales, psychologisches Erleben vermitteln“, so Martin Scorsese. Ähnlich abwertend äußerte sich sein Kollege Francis Ford Coppola: Er wisse eigentlich nicht, warum Kinobesucher immer wieder den gleichen Film sehen wollten.

Wütende Proteste aus der Superhelden-Fan-Community ließen natürlich nicht lange auf sich warten, und auch „Guardians of the Galaxy“-Regisseur James Gunn brachte seine große Enttäuschung über Scorseses Äußerungen zum Ausdruck – er sei gerade deshalb so enttäuscht von dessen Intoleranz, weil er den legendären Regisseur von Kult-Filmen wie „Taxi Driver“ so schätze.

Garantiert beste Unterhaltung für jede Stimmungslage

Immerhin relativierte Scorsese kurz darauf in einem Kommentar für die New York Times die Sache etwas. Kino zeichne sich doch gerade dadurch aus, unerwartete Geschichten zu liefern – Superheldenfilme seien hingegen aus seiner Sicht wenig überraschend, so der Altmeister des Kinos. Und er räumte ein, dass er – wenn er jünger wäre – von diesen Filmen auch begeistert wäre und vielleicht sogar selbst hätte einen machen wollen. So aber sei er vom Marvel-Universum so weit entfernt wie die Erde von Alpha Centauri.

An diesem Punkt wird deutlich, dass die Diskussion zu keinem Ergebnis führen kann. Das Entertainment-Medium Kino bietet eben – und das wird auch in Zukunft so bleiben – beste Unterhaltung für jeden Geschmack, für jede Lebenslage, für jede Stimmung und Verfassung, für jede Zielgruppe. Tatsache ist: Millionen Kinofans werden es auch weiterhin lieben, Superhelden-Action auf der Leinwand zu sehen. Und eine nicht weniger große Zahl von Cineasten würde niemals auf die Idee kommen, sich auf derartige Filmstoffe einzulassen. Müssen sie auch nicht. Denn neben Action und Fantasy liefert Kino auch 2020 Spannung, große Gefühle, anspruchsvolle Geschichten und jede Menge Humor in den unterschiedlichsten Facetten. Fest steht: Kino ist das absolute Superhelden-Medium – aber es kann eben auch noch viel mehr!

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