Blickwinkel

Wie animiert ist das Kino der Zukunft?

Kinowerbung

65 Jahre nach seinem Tod macht James Dean seinen vierten Kinofilm. Will Smith tritt 2019 als 27 Jahre jüngerer Schauspieler auf. Und Prinzessin Leia ist immer noch die 2016 verstorbene Carrie Fisher. Was ist hier los? Braucht es denn keine lebenden, realen Schauspieler mehr? Sehen wir auch in Realverfilmungen bald nur noch animierte Figuren? Digitale CGI-Technik würde das zumindest möglich machen.

Im kommenden Jahr will die Produktionsfirma Magic City Films das 1955 mit seinem Porsche 550 tödlich verunglückte Hollywood-Idol James Dean wieder auf die Leinwand bringen. Nach „Jenseits von Eden“, „... denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Giganten“ wäre „Finding Jack“ der vierte Kinofilm mit Dean in der Hauptrolle. Die 2020er Version von James Dean soll auf Basis von altem Filmmaterial und Fotos animiert werden, seine Familie hat den digitalen Dreharbeiten zugestimmt und die Rechte für die benötigten Film- und Fotomaterialien freigegeben.

Ersatzschauspielerin liefert Vorlage für Animation

Posthume Auftritte sind auch aus Filmen des Star Wars-Imperiums zu vermelden. Im neuen Star Wars-Film gibt es ein Wiedersehen mit Carrie Fisher, verstorben 2016 – allerdings dank bereits zu Lebzeiten gedrehter, aber bislang nicht verwendeter Szenen. Anders bei „Rogue One: A Star Wars Story“ vor drei Jahren. Hier setzte Regisseur Gareth Edwards auf den posthumen, aber animierten Auftritt der Kult-Darstellerin. Die Schauspielerin Ingvild Deila spielte hier die ursprünglich für Fisher vorgesehenen Szenen, diese wurden dann nachträglich digital bearbeitet, so dass der Star Wars-Fan die junge Carrie Fisher täuschend echt auf der Leinwand sehen konnte.

Übrigens trat in „Rogue One“ ein weiterer Schauspieler auf, der zum Zeitpunkt des Filmstarts bereits seit über 20 Jahren tot war: Peter Cushing, verstorben 1994, bekannt aus „Krieg der Sterne“ von 1977, wurde für „Rogue One: A Star Wars Story“ dank digitaler Technik ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes wieder animiert.

Gleicher Darsteller, mal jung, mal alt

Unter vielen Filmexperten gilt die Animaton des jungen Will Smiths in „Gemini Man“ als bislang beste Darstellung eines virtuellen Menschen in einem Blockbuster. Laut Moviepilot lag der Filmstoff schon seit den 90er Jahren in der Schublade, doch bis dato hatte sich niemand an diese besondere Herausforderung gewagt. Die Handlung sieht nämlich vor, dass die Hauptfigur von einem 27 Jahre jüngeren Klon seiner selbst gejagt wird. Erst jetzt setzte Star-Regisseur Ang Lee den Stoff um.

Allerdings war das Vorgehen ein anderes als beispielsweise beim verjüngenden Auftritt von Samuel L. Jackson alias Nick Fury in „Captain Marvel“ oder Robert de Niro in „The Irishman“. Denn bei „Gemini Man“ wurden nicht die Gesichter der gefilmten Darsteller nachträglich verjüngt, vielmehr wurde ein junger Will Smith von Grund auf neu mit dem Computer geschaffen – wobei Smiths Bewegungen und seine Mimik mittels Motion-Capturing-Verfahren der animierten Figur einverleibt wurden. In ähnlicher Weise wurde übrigens Jeff Bridges bereits vor acht Jahren animiert: In „Tron: Legacy“ trat der Hollywoodstar gleich doppelt auf, einmal jung, einmal „zeitgenössisch“.

Ist das noch das authentische, emotionale Kino?

Bei aller Faszination, die derartige technische Meisterleistungen auf uns ausüben, drängen sich Fragen auf: Kann Kino in dieser Form noch wahrhaftig emotionale Geschichten erzählen, wenn doch ohnehin alles animiert und computergeneriert ist? Ist das noch das authentische Medium, das ja seit jeher für große Gefühle und emotionale Darstellungen steht? Wir können alle Kinofans beruhigen: Kino lebt nicht nur von den schauspielerischen Leistungen und Nuancen, die uns mal zum Lachen bringen, mal zu Tränen rühren, uns erschauern oder Hals über Kopf verliebt aus dem Kino gehen lassen. Die Erlebniswelt Kino ist für uns Fans auch außerhalb des Kinosaals und jenseits der Leinwand präsent – mit ihren starken Charakteren, mit all dem Glamour, den People-Storys, von denen wir nicht genug bekommen.

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