
Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime, Sky & Co. werden immer beliebter und sind bei vielen Nutzern bereits fester Bestandteil des Alltags. Immer häufiger steht nun die Frage im Raum, ob das nicht zu Lasten des Kinos geht. Gehen die Leute überhaupt noch ins Kino, wenn sie Filme doch auch bequem Zuhause auf dem Sofa gucken können?
Nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte sieht sich das Kino einer existentiellen Bedrohung ausgesetzt: Das Kino wurde schon für tot erklärt als das Fernsehen aufkam, der Videorekorder eingeführt wurde und als sich das Internet verbreitet hat. Sicherlich hat das Kino über die Jahrzehnte hinweg einige Zuschauer verloren, doch bisher konnte nichts dem Kino wirklich etwas anhaben. Zumindest bis jetzt. Muss das Kino nun vor den Streaming-Plattformen kapitulieren?
Die Filmförderungsanstalt (FFA) veröffentlicht seit mittlerweile 26 Jahren ihre jährliche Studie zur Struktur des Kinobesuchs und der Entwicklung im Besucherverhalten. Nun zieht die Studie „Kinobesucher2017“ erstmals einen Vergleich zum Home-Entertainment-Bereich, also auch zu Streaming-Diensten wie Netflix. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache – und zwar für das Kino. Anders als oft propagiert, weisen Nutzer von Streaming-Diensten eine besonders hohe Affinität zum Kino auf. Unter den Nutzern von Streaming-Diensten ist mehr als jeder Zweite (55 Prozent) auch ein Kinobesucher. Diese gehen nicht nur gerne ins Kino, sie tun das sogar häufiger als der Durchschnitt. Im Vergleich zum Otto-Normal-Kinogänger, der 4,7-Mal im Jahr ins Kino geht, zieht es Nutzer von Streaming-Diensten sogar 5,5-Mal im Jahr ins Kino. Dabei sind sie auch bereit mehr Geld pro Besuch dort zu lassen, als herkömmliche Besucher.
Die Ergebnisse sind nicht wirklich überraschend, denn Nutzer von Streaming-Diensten sind besonders serien- und filmaffine Konsumenten. Filme laufen noch immer zuerst im Kino und für Filmfans ist es von besonderer Bedeutung, Filme zeitnah zu sehen. Dabei sind sie durchaus auch bereit Geld für dieses Interesse auszugeben. Das geschieht nicht nur in Form eines VoD-Abonnements, sondern eben auch im Kino. Die zunehmenden Anknüpfungspunkte zwischen Serien- und Kinofilminhalten, insbesondere bei Superhelden, spielen sich dabei gegenseitig in die Karten. Nicht zu vernachlässigen sind natürlich auch der Komfort der großen Leinwand und das besondere Kinoerlebnis. Der Kinobesuch ist ein soziales Ereignis und eine willkommene Gelegenheit Freunde zu treffen, insbesondere bei jungen Menschen.
Es ist also (glücklicherweise) nicht abzusehen, dass das Kino an Bedeutung verliert. Nutzer von Streaming-Diensten konsumieren die Inhalte nicht, um den Kinobesuch zu ersetzen, sondern ergänzend. Insofern wird der Kinoabend weiterhin regelmäßig eingeplant. Filmfans wissen das besondere Kinoerlebnis zu schätzen, das es zuhause im Wohnzimmer eben nicht gibt.
Autor: CS
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