
Die US-Marktforscher eMarketer geben es Amazon Schwarz auf Weiß: Der E-Commerce-Gigant wird seine Einnahmen durch digitale US-Werbespendings dieses Jahr nochmals steigern und dadurch auf das Treppchen der Top-3-Unternehmen vorrücken. Insgesamt, so die Prognose von eMarketer, werden die Werbeeinnahmen aus dem digitalen Geschäft bei rund 4,6 Milliarden US-Dollar liegen. Das entspricht einem Anteil von 4,15 Prozent und liegt zudem weit über den knapp 2,9 Milliarden US-Dollar, die eMarketer noch im März vorausgesagt hatte.
So groß dieser Sprung auch ist, so gewaltig bleibt aber auch der Abstand zu Nummer eins und zwei in Sachen Werbeeinnahmen aus dem digitalen Business. An der Spitze nämlich finden sich weiterhin Google und Facebook, die gemeinsam einen Marktanteil von 57,7 Prozent innehaben, wobei Google mit 37,1 Prozent noch weit vor Facebook (20,3 Prozent) liegt. Insgesamt entspricht die Summe der durch die beiden größten Player generierten Werbeeinnahmen satten 64 Milliarden US-Dollar. Dennoch wird die Marktdominanz der zwei Tech-Riesen dieses Jahr leicht zurückgehen. 2017 nämlich saßen Google und Facebook noch auf Marktanteilen von insgesamt 59,1 Prozent. Für 2020 sieht eMarketer gar einen Rückgang auf 55,9 Prozent des gemeinsamen Anteils an den digitalen Werbeausgaben des US-Markts. Amazon hingegen wird im Laufe der nächsten zwei Jahre zulegen – auf dann 7 Prozent.
(Quelle: eMarketer)
Amazon kann sich gleich mehrfach freuen. So hat das mittlerweile mit einem Börsenwert von einer Billion US-Dollar taxierte Unternehmen auch ein dickes Plus bei den Mobile-Werbespendings zu verzeichnen. Satte 1,61 Milliarden US-Dollar und damit 242 Prozent mehr als im Vorjahr wird Amazon dieses Jahr damit umsetzen – und sich so einen Marktanteil von 2,1 Prozent sichern.
Wie Amazon dieses Jahr zum drittgrößten Alphatier bei den digitalen Werbespendings auf dem riesigen und hart umkämpften US-Markt avanciert und schließlich sogar Microsoft und Verizons Oath überholt, dafür hat eMarketer gleich mehrere Erklärungen. So legte beispielsweise der organische Traffic zu, da immer mehr Leute Amazon auch als Suchmaschine für allerlei Produkte nutzen oder über die Plattform Preisvergleiche betreiben. Je mehr (organischer) Traffic, desto attraktiver werden natürlich auch die Werbeplätze. In Kombination mit den sehr umfangreichen und detaillierten Kunden(kauf)daten und mit der Tatsache, dass es auch für Werbetreibende, die nichts auf Amazon verkaufen, einfacher und erfolgversprechender geworden ist, Anzeigen zu schalten, sichert sich Amazon also einen immer größeren Anteil am Werbespendings-Kuchen.
Selbst die Nachricht, dass der prognostizierte Anstieg auch einer Amazon internen Umstellung bei der Berechnung der Einnahmen geschuldet ist, trübt den Glanz der Bronzemedaille nur ein klein wenig.
Aber auch anderweitig gibt Amazon richtig Gas. Vor allem die charmante hauseigene Sprachassistentin Alexa soll zum weiteren Ausbau der Marktanteile beitragen – und das in erster Linie im Smarthome-Segment und im Voice-Marketing-Bereich. Alexa wird künftig noch vorausschauender und vernetzter aus ihren Gehäusen Echo Plus sowie Echo Input heraus kommunizieren.
Als integrierter Teil von Haushaltsgeräten zahlreicher anderer Hersteller, und von Produkten aus dem Hause Amazon, wird sie in Zukunft das Sprachrohr und die sprachliche Schnittstelle für Mikrowellen, Autos, Alarmanlagen oder auch für die Steuerung des Lichts im gesamten Haus sein. Und sie wird zur charmanten Einkaufshilfe. Bereits jetzt existiert eine Referenzmikrowelle in den USA, die Herstellern zeigt, wie diese mithilfe von Alexa nicht nur Popcorn kinobissfest zubereiten, sondern auch neues bei Amazon bestellen kann, wenn der Film vom ebenso vernetzten Festplattenrecorder doch noch spannender werden sollte als erwartet.
Doch Alexa soll nicht nur smarter, sondern auch menschlicher werden – beispielsweise indem sie mitdenkt. Haucht man ihr ein „Gute Nacht“ in ihren smarten Speaker, könnte sie künftig darauf hinweisen, dass man irgendwo das Licht angelassen hat. Zudem soll Alexa noch eigenwilliger und eigenständiger werden, dadurch, dass sie bei Anfragen durch die User quasi automotiviert Informationen aus anderen Apps herausfiltert, d.h. selbstständig mit diesen kommuniziert und am Ende sogar die Wünsche der Nutzer antizipiert. Und außerdem flüstert sie demnächst zurück, wenn man ihr etwas zuflüstert.
Autor: MB
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