
Der Digitalisierungsgrad der Deutschen nimmt weiter zu. Wie, wo und bei wem genau, zeigt der Digital-Index 2018 / 2019 der Initiative D21. Im untersuchten Zeitraum legte dem Bericht zufolge die Digitalisierung der Deutschen um zwei Prozent zu und erreicht mit 55 Punkten ein Allzeithoch.
Doch nicht jeder Deutsche ist gleichermaßen online oder mobile unterwegs. Während nämlich die Altersgruppe der bis 49-Jährigen seit Beginn der 2000er Jahre mit steiler Kurve die 100 prozentige Nutzung des Internets anpeilt, legen die Seniorinnen und Senioren zwar auch beachtlich und kontinuierlich zu, doch je älter die Nutzer oder eben Nicht-Nutzer werden, desto zurückhaltender fällt auch ihre Online-Affinität aus. Bei den über 70-Jährigen liegt die Quote bei 45 Prozent, während die bis 69-Jährigen immerhin noch zu über Dreiviertel regelmäßig im Netz unterwegs sind.
Bei den Deutschen, die immer noch offline leben, stellt sich natürlich die Frage, aus welchen Gründen sie das tun und was sie möglicherweise zu Onlinern machen könnte. Das größte Hemmnis ist schlicht und ergreifend das fehlende Interesse. Für 82 Prozent der Offliner ist das der entscheidende Grund. Aber auch die Komplexität des Internets und der fehlende Nutzen sind gewichtige Gründe, das Online-Leben zu meiden. Für 28 Prozent sind die klassischen Medien wie Printzeitungen, das Radio oder auch das lineare Fernsehen Informationsquellen und Unterhaltung genug.
Was aber können Anbieter von Online-Diensten tun, um die Offliner, die zu 75 Prozent älter als 65 Jahre, zu 82 Prozent nicht berufstätig und zu 64 Prozent Frauen sind? Ganz oben auf ihrer Wunschliste steht das Erkennen eines klaren Online-Nutzens. 12 Prozent müsste man der Umfrage zufolge einfach nur erklären, wie das Internet funktioniert und 11 Prozent würden sich online trauen, wenn die Nutzung einfacher wäre.
Neben den unterschiedlichen altersbedingten Digitalisierungsgraden der Deutschen gibt es auch Digitalisierungsdifferenzen im Vergleich der jeweiligen Bundesländer. Die beiden Nordlichter Hamburg, Schleswig-Holstein wie auch das südliche „Ländle“ Baden-Württemberg liegen bei diesem Ranking mit 87 Prozent vorne. Beim Schlusslicht Thüringen sind es nur 73 Prozent der Bewohner, die wenigstens ab und an das Internet nutzen. Neben Thüringen sind es mit Ausnahme von Berlin tatsächlich alle ostdeutschen Bundesländer, die mit ihrem Digitalisierungsgrad unter der Marke von 80 Prozent und damit auch unter dem bundesweiten Schnitt liegen.
In Sachen mobiler Nutzung des Internets ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier belegen Thüringen, Brandenburg und Sachsen die letzten Plätze und auch in diesem Fall weisen die ostdeutschen Regionen einen niedrigeren Grad der Digitalisierung als die meisten westdeutschen Bundesländer aus. Ausreißer sind in diesem Fall Berlin, das mit 75 Prozent die höchste Quote an mobiler Internetnutzung aufweist, und das Saarland, das sich mit nur 62 Prozent im Tabellenkeller befindet.
Ein Blick auf die von den Deutschen für den Zugang zum Internet genutzten Endgeräte zeigt den imposanten Siegeszug des Smartphones. Seit 2013 legte dessen Nutzung von 41 auf 75 Prozent zu. Auch das Tablet steigerte seine Beliebtheit bei den Anwendern (plus 21 Prozent in den letzten fünf Jahren). Ebenso zulegen, wenn auch eher in bescheidenem Maße, konnten die Spielkonsolen, Smart-TVs und auch Laptops. Alle anderen Endgeräte haben teilweise sogar drastisch an Bedeutung verloren. Das gilt im besonderen Maße für das klassische Handy, ebenso wie auch für den stationären PC. Bei Wearables und Smart Speakern lässt sich eine Stagnation beobachten. Beide Devices scheinen von einem Durchbruch noch weit entfernt.
Über alle Endgeräte hinweg setzen die Deutschen wohl eher auf Klasse als auf Masse. So nutzen sie im Schnitt nur 1,4 Mobile Devices und 2,9 Endgeräte insgesamt.
Keine Frage: Die Social Media sind längst ein Fixpunkt am deutschen Digitalhorizont. Laut D21 Digital-Index nutzen mit 66 Prozent ziemlich genau zwei Drittel aller Deutschen die sozialen Netzwerke – und zwar im Schnitt 2,7 Social-Media-Plattformen. Je jünger die User sind, desto mehr Dienste nutzen sie. Je älter hingegen die Nutzer sind, desto weniger unterschiedliche Social Media sind in aktivem Gebrauch.
Mit Blick auf die einzelnen Dienste, ist WhatsApp mit im Schnitt 56 Prozent das meist genutzte Social-Angebot, gefolgt von Facebook (41 Prozent) und YouTube (35 Prozent). Instagram ist mit 13 Prozent ebenso abgeschlagen wie Twitter und Snapchat, die sogar nur auf durchschnittlich 8 respektive 6 Prozent Nutzer kommen.
Über alle Nutzungsangaben hinweg gilt ebenso wie für die durchschnittliche Anzahl der genutzten Plattformen: Die Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen liegt bei fast allen Social Networks mehr oder minder klar vorne. Einzige Ausnahme bildet Facebook. Hier nämlich sind es die 20- bis 29-Jährigen, die die Plattform mit 78 Prozent am häufigsten nutzen. Sehr große Abstände zwischen den sehr jungen Usern und den Senioren lassen sich bei der Nutzung aller Social Media erkennen.
Für 49 Prozent der „digitalen“ Deutschen ist die Einblendung personalisierter Werbeanzeigen im Internet eine bekannte Erscheinung. Nur 30 Prozent scheint nutzerbasierte Online-Werbung bisher nicht begegnet zu sein.
Von knapp der Hälfte der Deutschen, die schon mal in Kontakt mit dieser Form der Reklame gekommen sind, weiß etwas mehr als ein Drittel, welches Surfverhalten zu der Einblendung der Anzeigen geführt hat.
Autor: MB
(Quelle aller Abbildungen: Initiative D21, Kantar TNS D21-Digital-Index 2018 / 2019)
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