
Seien wir ehrlich: Jeder von uns hat sich irgendwann einmal selbst gegoogelt – oder gebingt, oder so. Insofern ist es auch für den mächtigsten Mann der Welt nur allzu menschlich, dass er seinen Namen in die Suchmaschine Nummer 1 eingibt und schaut, was die so unter „Trump News“ über ihn preisgibt. Doch was US-Präsident Donald Trump als Ergebnisse geliefert bekam, gefiel ihm gar nicht. Denn in Verbindung zu ihm, so seine getwitterte Unterstellung, spuckt Google ausschließlich Treffer aus, die ihn kritisierten, hinterfragten oder gar verhöhnten. Und schlimmer noch: Nur denen, die nicht mit konservativer, sondern mit Left-Wing-Media-Stimme sprechen, werde Gehör verschafft und ausschließlich die Verbreiter von Fake News Media berücksichtigt. Als Beweis postete Trump auf Twitter ein Video und führte zugleich ein neues Hashtag ein bzw. fort: #StopTheBias (Stoppt die Parteilichkeit). Das unter diesem Schlagwort zu findende 24-sekündige Video, das mittlerweile über 4,2 Millionen Mal aufgerufen wurde, soll darstellen, dass Google nur die Reden zur Lage der Nation seines Vorgängers Barack Obama beworben habe, seine eigenen jedoch nicht.
#StopTheBias pic.twitter.com/xqz599iQZw
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 29, 2018
Nur hatte Donald Trump 2017 keine entsprechende „State of the Union“-Rede gehalten, sondern erst im Januar 2018. Und die, so Google, habe man sehr wohl über einen Livestream in die Weiten des Webs gesendet.
Doch der US-Präsident gibt sich unversöhnlich. Da mag Google noch so sehr twittern, um sicherzugehen, dass Trump es auch liest, dass es keine bestimmten politischen Richtungen und entsprechende Resultate bevorzuge, sondern die „agnostischen und gleichgültigen“ Algorithmen einzig und alleine darauf abzielen, die Suchergebnisse so schnell, relevant und persönlich passend wie möglich zu liefern. Beim Ranking der Suchergebnisse würden vor allem Faktoren wie die Häufigkeit, mit der eine Story verlinkt wird, die Relevanz der entsprechenden Link-Quellen und die Häufigkeit, mit der Nutzer nach bestimmten Begriffen suchen, gewichtet. Kurzum: Googles Ergebnisse spiegeln letztlich das wieder, wofür sich die Mehrheit der Nutzer dieser Suchmaschine eben interessieren. Trump aber bleibt dabei: Die (liberalen) Silicon-Valley-Tech-Giganten wollen die Konservativen mundtot machen und liberale Standpunkte, die vor allem von renommierten und ihn kritisch betrachtenden US-Medien wie CNN, der Washington Post oder auch der New York Times stammen, auf ihren Plattformen und Seiten prominent platzieren. Warum sonst sollte, wenn man bei der Bildersuche auf Google das Suchwort „Idiot“ eingibt, zuerst das Konterfei des US-Präsidenten in mannigfaltigen Varianten auftauchen? Ganz klar, so das Fazit des US-Präsidenten: Google manipuliert seinen Algorithmus, um ihn in Misskredit zu bringen.
So werden die Drohungen gegen Google, Facebook und realsatirischerweise auch gegen Twitter lauter und schriller. Sie sollten vorsichtig sein, ließ der US-Präsident im Oval Office verlauten. Ob und falls ja, welche Sanktionen er gegen sie einleiten werde, ließ er offen. Eigentlich aber, so Trump, wolle seine Regierung keine Regulierung, sondern Fairness.
In jedem Fall und hoffentlich unabhängig davon, werden die Tech-Riesen bald erneut in engen Kontakt mit der US-Politik kommen. Das Senate Intelligence Committe, welches aus sieben republikanischen und sechs demokratischen Senatoren besteht, hat nämlich sowohl Twitter-CEO Jack Dorsey wie auch Facebook-COO Sheryl Sandberg und Larry Page, CEO von Googles Mutterkonzern Alphabet (herzlich) eingeladen, den Senatoren zu erläutern, welche Maßnahmen sie jeweils treffen werden, um eine Einmischung Russlands in die Midterm-Wahlen im November über deren Plattformen zu verhindern.
Einzig und ausgerechnet Larry Page hat bisher wohl noch nicht zugesagt. Abgesagt hat er indes aber auch nicht. Sicher ist der Alphabet-Chef auch etwas verwundert bzw. verwirrt, was er denn nun von seinem twitternden Präsidenten halten soll. Der hatte doch noch im Juli über die Sanktionen der EU-Kommission geschimpft und die 4-Milliarden-Euro-Kartellstrafe gegen Googles Android-Betriebssystem verurteilt. In diesem Zusammenhang lobte er Google höchstpersönlich und ganz offiziell als „one of our great companies“. Nun aber – und das wahrscheinlich weniger aus einem Impuls als vielmehr aus Midterm-Wahlen-Berechnung heraus – schießt der US-Präsident gegen Google. Und zwar aus allen Rohren. Wer letztlich womöglich auch von Querschlägern getroffen wird, findet sich demnächst in Googles News.
Autor: MB
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