Blickwinkel

Kreativer Kommerz: US-Umsätze auf Online-Plattformen

Trends und Innovationen

Seit einigen Jahren hat sich die Liste der beliebtesten Berufe gefühlt digitalisiert – hin zu Blogger, YouTuber, Instagramer und insgesamt Influencer. Dass man mit diesen neuen Berufszweigen der Kultur- und Kreativwirtschaft auch tatsächlich auf breiterer Ebene Geld verdienen kann, zeigt die Studie Unlocking the Gates: America’s New Creative Economy des US-Kreativen-Interessenszusammenschlusses  Re:Create. Dem Bericht zufolge erwirtschafteten 14,8 Millionen Kreative in den USA auf neun Plattformen einen Umsatz von 5,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016. Mit 4,7 Millionen Kreativen war WordPress die Plattform mit den meisten Wertschöpfern, dicht gefolgt von Tumblr (4,2 Millionen), Instagram (2,9 Millionen) und YouTube (1,8 Millionen). 

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Betrachtet man aber die großen Plattformen nach Umsätzen, die die Kreativen mit ihren Inhalten dort generiert haben, ergibt sich ein vollkommen anderes Bild: So wurden über YouTube mehr als 2,3 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, über Etsy rund 1,4 Milliarden und über Instagram 538 Millionen US-Dollar. Über WordPress – die Plattform mit den meisten "kreativen Kapitalisten" – waren es nur 208 Millionen US-Dollar, trotz fast fünf Millionen Webseiten-Betreibern. 

Social Media als Umsatzfaktor

Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie zeigt die Bedeutung von Social-Media-Plattformen wie Facebook, Pinterest, Reddit und Twitter für das Kreativbusiness auf YoutTube, Instagram, WordPress und Co. So generierte der von Social Media auf diese Plattformen verlinkte Traffic Umsätze in Höhe von über 350 Millionen US-Dollar; 6 Prozent des gesamten Desktop-Traffics auf die Plattformen kam von Facebook, Instagram, Pinterest, Reddit, Twitter, Tumblr und YouTube. Noch genauer betrachtet, waren diese Social-Media-Platzhirsche verantwortlich für 15,3 Prozent des Traffics, der von Desktop-Endgeräten auf Instagram führte – für Twitch waren es 9,5 und für Tumblr 7,1 Prozent.

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Im Einzelnen trug der Traffic über Facebook zu Umsätzen in Höhe von 72,5 Millionen US-Dollar für YouTube-Kreative bei. Pinterest war Quelle für einen Umsatz von 68,5 Millionen der Etsy-Schaffenden und Twitter leistete einen Umsatzbeitrag von 25,9 Millionen US-Dollar für Kreative auf Instagram. 

Man braucht nicht unbedingt weitere Zahlen, um zu verstehen wie wichtig vor allem diese Social-Media-Plattformen für Netzkreative waren, sind und sein werden. Uns allen bekannte Beispiele gibt es ja reichlich: Designer, Maler, Cartoonisten, Autoren, Filmemacher und Game-Entwickler, die über die Social Media auf ihre Webseiten oder Channels aufmerksam machen und Facebook und Co. quasi als Kurzpräsentationsplattformen nutzen, um den Traffic auf ihre Seiten zu lenken. Ein scheinbar gut funktionierendes Erfolgsrezept, wie der Bericht zeigt.

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Auch ohne Geld ganz schön

Bei all diesen Zahlen muss man natürlich einige Dinge verstehen: Erstens wurden bei America’s New Creative Economy im Prinzip nur Einzelkämpfer-Kreative und deren Einnahmen untersucht. Ausnahmeerscheinungen wie Kim Kardashian oder Selena Gomez wurden bewusst ausgegrenzt, da sie natürlich nicht repräsentativ sind. Auch ist laut der Studie zu bedenken, dass 2016 mehr als 67 Millionen US-Bürger etwas auf Instagram veröffentlicht haben und nur 3 Millionen von ihnen damit Geld verdienten. Ähnliches lässt sich für WordPress sagen. Mit diesem CMS posteten rund 11,7 Millionen Menschen und nur 4,7 Millionen generierten damit Umsätze. Kurz gesagt, hat die Mehrheit der Kreativen im Netz schlicht und ergreifend Spaß daran, Inhalte zu erschaffen und nur ein Bruchteil verdient Geld mit Werbung, Kooperationen, Lizenz- oder Abomodellen bzw. mit Tantiemen.

Zudem stellt selbst für die meisten Kreativen ihr Online-Einkommen nur ein zweites Standbein dar. Nichtsdestotrotz ist die Bewegung hin zum Self-Publishing und Self-Marketing über die genannten Plattformen und mit der Hilfe des Traffics über Social Media immer noch und immer stärker im Kommen. Das Umgehen von Verlagen, Studios, Verleihern oder stationären Läden wird erst durch solche Plattformen möglich. Für alle.

Kreatives Deutschland?

Für Deutschland liegt ein solch detaillierter Bericht leider nicht vor. Dafür gibt es aber den Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2017. Und der hat Freudiges mitzuteilen: Für das Jahr 2016 nämlich vermeldet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) eine Anzahl von über 250.000 Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft (plus 1,1 Prozent ggü. 2015) und einen Umsatz von 154,4 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent ggü. 2015). Das entspricht einem Anteil von fast 2,5 Prozent an der Gesamtwirtschaft.

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Außerdem zählte es 253.200 Selbständige in der Branche und insgesamt 1,6 Millionen Erwerbstätige. Die Software- und Games-Industrie ist dabei der kreative Teilmarkt mit der größten Bedeutung für diese Branche, ist sie doch für fast 27 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich und hatte einen Anteil von über 30 Prozent an den Unternehmensgründungen der Kultur- und Kreativwirtschaft 2016.

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Der Anteil der Software- und Games-Industrie an den Innovationsausgaben der Kreativschaffenden betrug 72,7 Prozent – heißt, dass hier über zwei Drittel der Ausgaben auf  Forschung und Entwicklung entfallen. Ein wichtiger Indikator für Innovationsfreude und eine auch weiterhin starke Entwicklung. 

Autor: MB

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