
Ein Smartphone ist heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Dabei ein treuer Weggefährte und auch fast schon der verlängerte Arm eines jeden Menschen. Jeder Zweite besitzt eines und trägt es stets bei sich. Was der Nutzer in vielen Fällen aber nicht weiß: sein Kaufverhalten wird über unhörbare Schallwellen getrackt. Wenn das mal nicht unerhört ist!
Um mal beim Stichwort „Unerhört“ zu bleiben: Mittels (unhörbaren) Schallsignalen wird seit bereits circa drei Jahren das Kauf- und Nutzungsverhalten von Smartphone-Nutzern verfolgt – und das über Smartphones. 2015 erreicht diese Information zum ersten Mal die breite Öffentlichkeit und die Technik dürfte sich seitdem rasant weiterentwickelt haben, zumal ihr nachgesagt wurde, sie sei noch recht rudimentär in der Effizienz der Datensammlung.
Nichtsdestotrotz können der Standort, das Nutzungsverhalten und sogar die Kaufgewohnheiten per Ultraschall ausgespäht werden. Nutzer ahnen nicht, dass einige Apps, die auf ihrem Smartphone installiert sind, auf Ultraschallsignale aus ihrer Umgebung reagieren und deren Nutzungs- und Kaufverhalten monitoren. Das Ultraschall-Tracking funktioniert über das Mikrofon des Smartphones, das die Schallwellen empfängt und an die Apps weitersendet. „Sobald ein Smartphone-Besitzer eine solche App installiert hat, weiß er weder wann das Mikrofon aktiviert wird, noch welche Informationen an die Server des Anbieters übermittelt werden“, heißt es in einer elaborierten Studie der TU Braunschweig, die sich 2017 mit diesem Thema extensiv beschäftigt hat.
Mögliche Anwendungsgebiete des Ultraschall-Trackings. (Grafik Copyright: Daniel Arp, Erwin Quiring, Christian Wressnegger, Konrad Rieck / TU Braunschweig)
In der Studie aus 2017 wurde weiterhin aufgedeckt, dass ganze 234 Android-Apps das Nutzungsverhalten per Ultraschall verfolgen sollen, dabei stets unbemerkt im Hintergrund agieren und natürlich ohne Einwilligung der User. Diese Ultraschall-Technologie nennt sich ‚Ultrasound Cross-Device Tracking (uXDT)‘ oder auch ‚Cross-Device-Tracking’‘: Hier wird die zeitgleiche Nutzung verschiedener elektronischer Geräte (Cross-Device) mithilfe von Schallsignalen (Audio Beacons) in hoher Frequenz erfasst.
Diese Schallsignale können und werden inzwischen auch in Geschäften installiert, um das Konsumverhalten unterschiedlicher Werbezielgruppen zu dokumentieren. Ein ziemlich dystopisches Szenario. Ein Tracking ist zudem auch mittels MAC-Adresse möglich, indem sich Nutzer in ein offenes WLAN einwählen. Wer gerne öffentliches und kostenloses Wi-Fi nutzt, wie es derzeit von vielen großen Franchiseketten und Shoppingmalls angeboten wird, macht es den Unternehmen besonders leicht, diese Tracking-Methode anzuwenden.
Konkret wurde die Technik 2017 dazu benutzt, standortbezogene Werbung wie Rabattcoupons oder Gutscheine anzuzeigen. Die sogenannten Ultraschall-Beacons fanden die Forscher in mehreren Einzelhandelsgeschäften in zwei nicht näher genannten europäischen Metropolen.
Generell stuft die TU-Braunschweig das Ultraschall-Tracking als ernstzunehmende Gefährdung der Privatsphäre ein, da es zu unbemerktem Tracking von Geräten, Standorten und schließlich dem Nutzungsverhalten führt: „Our findings strengthen our concerns that the deployment of ultrasonic tracking increases in the wild and therefore needs serious attention regarding its privacy consequences.“
Die Forscher ermittelten bei einer Analyse von insgesamt 1,3 Millionen mobilen Anwendungen 234 Apps, die diese Technik nutzen. Auch wenn der Anteil der Apps, die uXDT nutzen, mit 0,018 Prozent sehr gering erscheint, hat sich ihre Zahl in den vergangenen Monaten deutlich erhöht.
Die Apps wurden nicht namentlich genannt, sondern lediglich mitgeteilt: „At the time of writing, we are aware of 234 Silverpush Android applications that are listening in the background for inaudible beacons in TV without the user’s knowledge. Several among them have millions of downloads or are part of reputable companies, such as McDonald’s and Krispy Kreme.“ Es könnte also bereits eine solche App auf ihrem Handy installiert sein. Experten raten daher, bei allen Apps vorsichtig zu sein, die ohne ersichtlichen Grund Zugriff auf Mikrofon oder Kamera verlangen.
Autor: DR
SK 4 Jahre, 9 Monate
Man wartet die ganze Zeit auf das einzig interessante, nämlich die Liste der betroffenen Apps, um sie ggf. zu deinstallieren, aber es kommt nix. Wo finde ich Infos darüber welche 234 Apps das nun machen?
Weischer.Media 4 Jahre, 9 Monate
Hallo lieber Nutzer,
die Studie der TU Braunschweig nennt die einzelnen Apps nicht. Jedoch ist der betroffene Entwickler, SilverPush, in der Studie erwähnt.
Beste Grüße
Die Redaktion