
Die Familie Weiser ist auf einer spannenden Reise durch Europa. Erik, Julia, Oskar, Tilda Sun und Lou Wega fangen auf ihrem Weg die Perspektiven ein, die für das "normale" Auge kaum sichtbar sind. Vielfältig, eindrucksvoll oder im kleinsten Detail: Kunst und Schönheit finden sich in allen Objekten. Exklusiv für Weischer.Media berichtet die Familie von ihrer Reise, ihren Erlebnissen und Eindrücken aus der bunten Welt. Wir begleiten die Familie über ihre Reisezeit und freuen uns auf viele spannende Geschichten.
Es ist der erste Advent: Die Menschen in den Nachbarhäusern hängen ihre Weihnachtssterne auf und machen es sich drinnen gemütlich. Es ist kalt geworden in Leipzig – Schneeflocken fallen vom Himmel.
Wir beginnen mit dem Beladen unseres Wohnmobils. Es ist nicht leicht zu entscheiden was alles mit muss. Mehr als ein halbes Jahr werden wir als Familie mit unseren Kindern Oskar (5), Tilda Sun (3) und Lou Wega (4 Monate) im Wohnmobil durch Europa reisen.
Am 04. Dezember geht die Reise los. Unser erstes Ziel: Weihnachten auf der Iberischen Halbinsel feiern. Die Kinder sind aufgeregt. Ob der Weihnachtsmann auch in den Camper kommt und Geschenke bringt?
Die ersten Tage fahren wir durch die Kälte. Unser erster Stop: ein Stellplatz an einer Go-Kart-Bahn in Karlsruhe. Wir sind das einzige Wohnmobil auf dem Gelände. Am Morgen kommt ein Filmteam vom ZDF Format „37°“, das uns zum Thema alternative Wohnformen filmt. In den Interviews machen wir deutlich, dass unsere Fahrt, die wir „WALZ“ nennen, ein Kunstprojekt ist. Als Künstler und Fotografin interessieren wir uns für das Besondere im Alltäglichen und arbeiten seit 2012 an gemeinsamen Projekten. Es entstand ein Online-Fotoarchiv namens „Peripheral Visions“, in dem wir Fotografien von Alltagsgegenständen wie Straßenhütchen, abgelegte Matratzen und leere Reklametafeln in Europäischen Städten sammeln.
Auf der WALZ wird dieses Archiv weiter gefüllt. Die gesamte Fahrt wird zum Kunstprojekt, welches aufzeigen soll, wie man Arbeiten, Alltag und Familie miteinander verbinden kann. Auch die Themen „Reise“ und „Bewegung“ werden von uns künstlerisch umgesetzt. So sammeln wir beispielsweise Alltagsdinge die abgelegt wurden und setzen diese zu einer Wandcollage zusammen.
Nach fast drei Tagen Fahrt ohne Unterbrechung erreichen wir bei Narbonne endlich das Meer. Oskar telefoniert mit seiner Cousine, die gerade bei ihrer Oma im Erzgebirge ist. Sie erzählt, dass sie gerade eine Krippe gebastelt hat und gleich raus in den Schnee geht. Als Oskar sagt, dass wir gleich am Meer Muscheln sammeln gehen wollen und er die Palmen aus unserem Fenster sehe, wird mir bewusst wie anders unser Weihnachten und die Adventszeit dieses Jahr werden.
Ein vertrauter Ort begegnet uns dann doch noch: ein LIDL Supermarkt. Allerdings bepflanzt mit Palmen. Die Weihnachtsangebote sind irgendwie bunter und exotischer. Als wir in Narbonne Plage den Stellplatz am Meer erreichen, ist dieser versperrt. Obwohl unsere WOMO App anzeigt, dass der Platz im Dezember geöffnet ist. Die Kinder sind enttäuscht, weil sie endlich Muscheln sammeln wollen. Wir brauchen aber dringend frisches Wasser und müssen zum nächsten Stellplatz.
Wir fahren weiter bis nach Port-la-Nouvelle zu einem Stellplatz am Hafen. Dort angekommen wartet ein kitschiger Sonnenuntergang auf uns. Die Temperaturen von 10 Grad Celsius erscheinen uns so wunderbar warm, dass wir sogar unseren Elektro-Grill rausholen und das erste Mal Grillen. Die Kinder sind glücklich und freuen sich über den weitläufigen Platz.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Süden – an der Küste entlang bis le Bacarés. Dort angekommen müssen wir eine Zeit lang nach einem geeigneten Stellplatz suchen, da wir dieses Mal kostenlos stehen möchten. Zufällig entdecken wir einen großzügigen Parkplatz, auf dem auch schon andere Wohnmobile stehen – die meisten aus Spanien. Wir wundern uns warum Spanier hier Urlaub machen so kurz vor Weihnachten. Die Antwort auf diese Frage finden wir als wir mit den Kindern Richtung Innenstadt laufen: Ein unglaublich aufwändig aufgebauter französischer Weihnachtsmarkt direkt am Meer versetzt uns in großes Staunen. Sogar eine Eisbahn mit echtem Schnee aus den Pyrenäen gibt es dort. Alles ist weihnachtlich geschmückt und die Palmen wurden alle mit Tannen umrandet und weiß angesprüht. Wir lachen darüber, dass wir dem diesjährigen Weihnachtstrubel entfliehen wollten und nun an einem solchen Ort landen. Eigentlich möchten wir lieber am Meer Muscheln sammeln und so lassen wir den Markt hinter uns und sind endlich am Meer! Die Sonne scheint und die Kinder finden endlich ein paar Muscheln. Als wir abends beim Kochen im Camper sitzen, klopft es plötzlich an die Tür und zwei Polizisten sagen uns: "To stay here is strictly fobidden!" Also schnell alles wieder festmachen und weiterfahren. Wir stellen uns in Canet-en-Roussillion auf einen Parkplatz am Intermarché, weil Oskar den unbeleuchteten Parkplatz am Meer so unheimlich findet.
Am Samstag geht es weiter Richtung Spanien. Wir entscheiden uns für die Serpentinen durch die Pyrenäen, weil wir auf gute Fotomotive hoffen. Der Himmel ist zunächst bedeckt, aber als wir über die Grenze nach Spanien fahren kommt endlich wieder die Sonne raus. Wir sind begeistert von der tollen Aussicht auf die Buchten. Als wir an einer Bucht stehen bleiben, um Mittag zu Essen, sind es schon wieder ein paar Grad wärmer als in Frankreich. In Katalonien angekommen fahren wir erstmal nach Quart, einem Vorort von Girona. Wir übernachten auf einem Parkplatz am Fluss. Auf einer Wanderung zu einer alten Kirche finden wir ein paar interessante Motive. Die Kinder toben sich auf einem Spielplatz aus und es ist wieder ein bisschen wärmer geworden. Morgen wollen wir weiter Richtung Barcelona fahren, mit einem Zwischenstopp irgendwo im Inland, denn die Campingplätze an der Costa Brava sind fast alle geschlossen um diese Jahreszeit.
Es ist der 11. Dezember. Wir fahren mit unserer Laika Richtung Barcelona und es regnet in Strömen. Neben der Autobahn sehen wir interessante Street Art auf einem leeren Industriegebäude. Wir halten an und fotografieren schnell einige Motive, bevor wir durchnässen. Die Kinder haben Hunger und wir beschließen durch Barcelona zu fahren um einen Supermarkt zu finden. Es ist nicht leicht einen Platz zum Anhalten zu finden. Die Kinder werden unruhig und irgendwann halten wir einfach an. Zwei Polizisten fahren an uns vorbei und als wir ihnen zurufen: "Only five minutes – we have three kids", nicken sie uns zu und fahren weiter. Wir fahren weiter durch die Stadt und schließlich Richtung Castell de Fels, um uns an den Strand zu stellen. Alles ist überflutet dort – gestern Nacht war Sturm. Wir finden keinen geeigneten Platz und so fahren wir weiter die Küste runter bis nach Cunit. Dort können wir auf einem weitläufigen Platz direkt am Meer stehen. Die Sonne kommt raus und alles ist voller Palmen. Wir sind begeistert und die Kinder fangen sofort an Muscheln zu sammeln. Es ist angenehm leer und wir haben den Strand fast für uns alleine. Die Kinder finden liegengelassenes Sandspielzeug und haben ihre Beschäftigung für die nächsten zwei Tage gefunden.
Wir bleiben weitere zwei Tage und reisen weiter in Richtung Valencia und finden einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt, da wir gehört haben, dass man eine gute Anbindung an die Stadt mit der S-Bahn hätte. In der Realität sieht es leider etwas anders aus: eine Endhaltestelle, an der nur jede Stunde eine Bahn ankommt. Auf unseren Rollern verbringen wir mit den Kindern und Lou im Fahrradanhänger einen Tag in der Stadt.
Es gibt viel zu entdecken: interessante Street Art, originelle Reklametafeln und vieles mehr. Am Ende sind wir ganz schön geschafft und flüchten uns in den Grünstreifen, der um die Stadt angelegt ist. Als wir zurück zum Stellplatz wollen, bricht kurz etwas Stress aus: Lous Wagen passt nur knapp in die Fahrstühle der U-Bahn und blockiert die Lichtschranke. Da wir oft umsteigen müssen, wird dies zur Tortur. Am Ende müssen wir noch eine dreiviertel Stunde auf die S-Bahn warten. Die Kinder sind hungrig und essen Brote auf dem Bahnsteig. Wir sind froh als wir im Dunkeln endlich wieder am Wohnmobil ankommen. Am nächsten Tag beschließen wir an einen ruhigeren Ort zu fahren. Nachdem wir aus dem Camper die futuristische Architektur am Rand von Valencia fotografiert haben, finden wir etwas unterhalb von Valencia einen wunderschönen Platz direkt in den Dünen am Meer. Dort entspannen wir uns einen Tag lang und trocknen unsere Wäsche in der Sonne. Da wir aber wieder Frischwasser benötigen geht unsere Reise am nächsten Tag weiter gen Süden. Am 22. Dezember erreichen wir Cullera, eine Stadt an der Küste auf dem es einen weitläufigen Stellplatz übersät mit Hunderten von Wohnmobilen gibt. Wir finden allerdings alles etwas zu vollgemüllt und es gibt viel zu viele Hunde.
Mit Oskars Angst vor Hunden merken wir schnell: dies ist nicht der richtige Ort, um Weihnachten zu feiern. Nach intensiven Recherchen entscheiden wir uns für einen Stellplatz in Calp, ein Stück weiter südlich. Wir hoffen, dass uns der Platz gefällt. Als wir nach einer etwas abenteuerlichen Fahrt über Serpentinen ankommen, sind wir glücklich: der Platz ist traumhaft schön gelegen und wir stehen auf einem Anhang über der Stadt zwischen Pinien. Ein niederländischer Typ hat dort eine Bar und fragt uns, ob wir Paella bestellen wollen, die er für uns frisch kochen würde. Also steht es nun fest: Weihnachten gibt es bei uns Palmen und Paella. Wir genießen die Zeit und die Kinder freuen sich über die Geschenke, die der Weihnachtsmann in den Camper gebracht hat. Wir fahren mit den Rollern den Berg hinunter in die Stadt und sind uns einig: Calp ist definitiv einen Besuch wert.
Als nächstes geht es weiter nach Alicante. Wir hoffen auf gute Fotomotive und landen auf einem Stellplatz etwas außerhalb, in der Nähe des Flughafens. Wir stehen an einem Strandabschnitt, der um diese Zeit fast leer ist und auch die Strandpromenade ist kaum belebt, was wir als sehr angenehm empfinden. Die Kinder rasen mit ihren Rollern voran und bestaunen die landenden Flugzeuge. Am nächsten Tag fahren wir mit der Laika auf einen Parkplatz in Alicante. Die Stadt ist stark befahren, aber wir beschließen uns das Castillo oberhalb der Stadt anzuschauen. Da wir mit den drei Kindern nicht den hohen Berg hinaufgehen wollen, fahren wir mit der Laika hoch auf die Burg. Ein Aufpasser winkt uns durch, nachdem wir ihm wieder unseren Standardsatz: "We have three kids" zurufen. Die Burganlage ist großartig und die Kinder lieben das Areal. Für Lou in der Trage ist es dort oben jedoch etwas zu windig und so machen wir ein paar Fotos und steigen wieder in den Camper.
Eigentlich wollten wir wieder zu dem Platz am Flughafen, aber wir fahren doch lieber weiter – es zieht uns in den Süden. Normalerweise schauen wir immer auf unsere Stellplatz-Apps, um das nächste Reiseziel festzumachen, aber wir werden etwas wagemutiger und Erik entdeckt einen schönen Strandabschnitt bei Google Maps. Wir beschließen dort vorbeizufahren und finden einen wunderschönen Platz direkt am Strand. Viele Deutsche, vor allem aus Norddeutschland, stehen hier – Aussteiger und Dauercamper. Erik lernt Rolf kennen, der sich mit dem Verkauf von Solarpanels und Stromgeneratoren durchschlägt. Als dieser unsere Aufbaubatterie testet, die oft zu wenig Volt anzeigt, stellt er fest, dass sie defekt ist. Er möchte uns gleich einen Generator verkaufen, aber wir entscheiden uns dagegen und wollen uns eine neue Aufbaubatterie besorgen. Etwas traurig, dass wir den schönen Platz schon wieder verlassen müssen, fahren wir am nächsten Tag weiter. Der erste Campinghandel ist leider wegen der Feiertag in der Region geschlossen.
Also fahren wir bis nach Murcia zu einem größeren Campingfachhandel. Die Leute dort sind sehr nett, sprechen Englisch und verkaufen uns schließlich eine neue Batterie, die Erik vor Ort einbaut. Dann suchen wir schnell einen Stellplatz mit Stromanschluss, damit wir die Batterie vollladen können. Wieder an der Küste erwartet uns ein gut ausgerüsteter, jedoch überteuerter Stellplatz mit vielen Schweden und Deutschen. Die Kinder rollern an den Campern vorbei und sagen auf, aus welchen Ländern sie kommen. Am nächsten Tag ist die Batterie vollgeladen und wir überlegen, wo wir Silvester feiern möchten. Uns interessiert eine Landzunge vor der Küste Murcias und wir machen uns auf den Weg dorthin. Als wir die Landzunge einmal komplett abgefahren haben, stellen wir uns für eine Nacht an eine Straße, die zwischen zwei Stränden liegt. Rund 50 Meter breit ist die Zunge an dieser Stelle. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, ist alles voller Nebel. Schnell fahren wir zurück aufs Festland, um dort nach einem schönen Ort für den Jahreswechsel zu suchen. Nach einer längeren und etwas anstrengenden Suche finden wir ihn: Agulias. Wir können direkt an der Strandpromenade zwischen zwei anderen Deutschen parken und die Kinder sind begeistert, dass sie sofort wieder ihre Roller auspacken können und an den Strand gehen können. Die Sonne scheint und es ist mit 19 Grad Celsius angenehm warm. Wir machen ein Familienbild vor dem Meeresmuseum und essen mit den Kindern Eistorte. Niemand knallt hier an Silvester und da es auch kein privates Feuerwerk in der Stadt gibt, bleibt alles ruhig – gut für den Schlaf der Kinder. Auch am nächsten Tag bleiben wir in Agulias. Es gefällt uns hier sehr, auch wenn das schöne Castillo auf dem Felsen im Meer leider geschlossen hat.
Unser nächstes Reiseziel ist Andalusien. Wir freuen uns schon auf den nächsten Reisebericht!
Familie Weiser
Wenn Du mehr zu den Kunstprojekten der Weiser Familie erfahren möchtest, findest Du auf der Website der Familie Weiser weitere Informationen.
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