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„Erregte“ Kommunikation in Corona-Zeiten

Trends und Innovationen

Auch wenn Nachrichten rund um die aktuelle Lage der Corona-Pandemie sicher kein Heilmittel darstellen, hängen wir dennoch alle am News-Tropf rund um die neuesten Entwicklungen der Ausbreitung und Bekämpfung von COVID-19.

Doch, welcher Informationsquelle vertrauen wir am ehesten? Den klassischen Medien oder den Social Media? Wessen Wort legt mehr Vertrauen auf die Waage? Das von Wissenschaftlern oder jenes von Politikern? Der Special Report zum Coronavirus des Edelman Trust Barometers 2020 gibt darüber einige Auskunft. Befragt wurden dafür Anfang März 2020 insgesamt 10.000 Menschen aus zehn verschiedenen Ländern, darunter auch die Corona-Hot-Spots Italien, Deutschland, Frankreich und Süd-Korea.

Jeder Siebte holt sich tägliche Corona-News-Dosis

Um in Sachen COVID-19 immer auf dem Laufenden zu sein und zu bleiben, verfolgen im Schnitt 70 Prozent der Befragten täglich die entsprechende Nachrichtenlage. 38 Prozent davon begnügen sich mit wenigstens einem Corona-News-Update pro Tag, während 32 Prozent gleich mehrmals täglich die Nachrichten darauf checken.

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Eine Betrachtung der einzelnen Länder hingegen zeigt, dass gerade im so stark betroffenen Italien mit 93 Prozent weit mehr Leute die fast schon stündlichen Entwicklungen in Sachen Corona-Virus über die Nachrichten verfolgen als der Durchschnitt aller zehn untersuchten Länder. Ähnliches gilt für Süd-Korea (91 Prozent) und Japan (90 Prozent). Alle drei Spitzenreiter haben zudem gemeinsam, dass der Anteil derjenigen, die mehrmals täglich Corona-News konsumieren, mit Abstand größer ist als der Teil der Menschen, die sich wenigstens einmal pro Tag Neuigkeiten zu COVID-19 holen.

Mit Ausnahme von Südafrika gilt für die folgenden Länder: Je geringer der Gesamtanteil an Corona-Nachrichten-Konsumenten ist, desto weniger Menschen sind es auch, die sich öfter als einmal pro Tag mit News darüber versorgen.

In Deutschland war es im Untersuchungszeitraum von 06.-10. März 2020 nur die Hälfte der Befragten, die überhaupt Nachrichten zu Corona verfolgten. Und von diesen 50 Prozent rief wiederum nur gut ein Drittel mehrmals pro Tag Nachrichten zum Corona-Virus ab. Anzunehmen ist, dass sich ihr Anteil mittlerweile gesteigert hat. Denn auch das Edelman Trust Barometer kann in Sachen Dynamik des Virus nur eine Momentaufnahme liefern.

Verlässliche Informationen im Fokus

Ungeachtet der Frequenz, mit der sich Nutzer mit Nachrichten rund um das Corona-Virus versorgen, fürchten rund Dreiviertel der Befragten, dass sich Fehlinformationen zum Erreger genauso pandemisch verbreiten wie das Virus selbst. Immerhin 45 Prozent beklagen die Schwierigkeit, an wirklich verlässliche und vertrauenswürdige Informationen zu COVID-19 und dessen Effekte zu gelangen.

Eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent schließlich ist der Meinung, dass gerade in diesen Corona-Krisenzeiten eher die Wissenschaftler als die Politiker das Wort ergreifen und haben sollten.

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Umso weniger verwundert es, dass es letztlich Forscher (und hier vermutlich Virologen) und der eigene Hausarzt sind, denen die Befragten zu 83 respektive 82 Prozent am ehesten zutrauen, dass sie in Sachen Corona-Virus die Wahrheit sagen. Aber auch die Vertreter nationaler Gesundheits- und Seuchenpräventionsorganisationen wie die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) oder aber auch die Offiziellen von globalen Einrichtungen wie der Weltgesundheitsbehörde WHO genießen 75 bzw. 72 Prozent noch eine hohe Glaubwürdigkeit.

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Ganz am Ende der Vertrauensskala finden sich die Nachrichtendienstleister (50 Prozent), die nationalen Regierungsvertreter (48 Prozent), die am härtesten von COVID-15 betroffenen Länder (46 Prozent) und die Journalisten (43 Prozent). Ihnen traut nur die Hälfte der Menschen oder gar weniger. Selbst Geschäftsführern und Laien von nebenan gesteht man mehr Nähe zur Virus-Wahrheit zu.

Eine politisierte Krise

Fehlende Glaubwürdigkeit ist eine Sache und wird vielleicht eher verziehen, wenn sie aus Unwissenheit rührt. Absichtliche Irreführung und Panikmache im Dienste der eigenen politischen Agenda wiederum ist ein Szenario, das mit durchschnittlich 58 Prozent über die Hälfte der Befragten fürchtet.

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Auf Länderebene betrachtet, haben in Süd-Korea mit 69 Prozent über zwei Drittel der Menschen manche Politiker im Verdacht, die Situation absichtlich schlimmer darzustellen als sie ist, um daraus letztlich politischen Profit zu ziehen. Immerhin noch 62 Prozent der Südafrikaner und US-Amerikaner sind derselben Meinung (von ihren Politikern).

In Frankreich und Deutschland denken 61 Prozent, dass das Eskalieren der Krise politischen Zielen dient, während es in Italien mit 45 Prozent weniger als die Hälfte der Menschen ist, die im Krisenmodus des politischen Betriebs ausschließlich Eigennütz sieht.

Social Media als Info-Quellen vor allem bei den Jungen beliebt

Auch wenn die klassischen Newskanäle am Ende mit 56 Prozent die Nase leicht vorne haben, stellen die Social Media immerhin noch für 54 Prozent der 18-34-Jährigen die Informationsquelle Nummer 1 dar, wenn es um Corona-Nachrichten geht. In der mittleren Altersgruppe von 35 bis 54 Jahren erhöht sich der Vorsprung der großen Nachrichtenanbieter (63 Prozent) gegenüber den sozialen Netzwerken (38 Prozent) als wichtigster Bezugspunkt für News erheblich.

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Je älter die Befragten schließlich werden, desto weniger wichtig werden die Social Plattformen als Nachrichtenlieferanten. Denn nur ein Viertel der Menschen ab 55 Jahren besuchen Facebook, Twitter und Co. dafür.

Im Durchschnitt nutzen fast zwei Drittel der Konsumenten in allen zehn untersuchten Märkten vor allem die klassischen Medienhäuser als News-Lieferanten. Damit liegen diese klar vor den Social Media mit 38 Prozent. Die sozialen Netzwerke wiederum rangieren als Informationsquelle erster Wahl andererseits aber nur zwei Prozentpunkte hinter den Nachrichtenstellen der nationalen Regierungen und immerhin auch noch vor der WHO und nationalen Gesundheitsorganisationen.

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Besser kommt es für die Social Media sogar in Südafrika und in Brasilien. In beiden Ländern sind nämlich die sozialen Plattformen ganz vorne in Sachen Corona-Virus-Informationen. Mit 72 respektive 64 Prozent liegen sie in beiden Ländern noch vor den großen Medienhäusern, die dort nur für 67 bzw. 59 Prozent die erste Anlaufstelle für News rund um COVID-19 darstellen.

Weniger Zuspruch erfahren Facebook, Twitter und Co. in Großbritannien, Deutschland und den USA. Dort liegen sie mit zwischen 22 und 26 Prozent weit abgeschlagen hinter den klassischen Medien

Am wenigsten frequentiert, wenn es um aktuelle Infos zum Virus geht, werden die sozialen Netzwerke hingegen in Frankreich (21 Prozent), wo sie gleichauf mit den Nachrichten lokaler Behörden und den Infos von Freunden und Familie liegen.

Autor: MB

(Quelle aller Abbildungen: Edelmann Trust Barometer 2020. Special Report: Trust and the Coronavirus)

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